Heute möchte ich Ihnen an meiner Lektüre Anteil geben. Ich lese das Buch „Lob des Risikos“ der französischen Philosophin Anne Dufourmantelle. In dem Kapitel „Nicht mehr hoffen“ schreibt sie darüber, wie sie den Begriff der Hoffnung umgedeutet wissen will, indem er statt auf die Zukunft auf die jeweils vorhandene aktuelle Situation angewendet wird. Sie schreibt:
„Es gilt, die Hoffnung wieder auf die lebendige Gegenwart zu richten, jedes Detail auszukosten wie ein Entomologe der Empfindung, der Vergänglichkeit, des plötzlich Auftauchenden, weniger Denkbaren und eher Zweideutigen.“
Wenn wir die Hoffnung, die uns ein besseres Leben in der Zukunft verspricht eintauschen zu Gunsten einer in der Gegenwart /im Augenblick sich entfaltenden Hoffnung, stellt sich die Frage, wie wir sie pflegen und dafür sorgen können, dass wir sie nicht verlieren. Defourmantelle: „Indem man sich die Zeit nimmt, alles … Wachsende zu entwirren. Zu begreifen, welche Art von Unkraut zwischen den Steinen, Erdwällen und kleinen Nagetieren sprießt, welche Wurzeln sich ausbreiten dürfen und welche gefährlich sind. Mit den ruhigen und langsamen Gesten des Gärtnerlehrlings, der sich über ein unkrautbewachsenes Beet mit Narzissen beugt. Erkunden und schauen.“
Beim Üben mit dem Erfahrbaren Atem sind wir Forscherinnen der Empfindung; unser Raum ist der Körper, die Zeit der Augenblick. Durch das Sammeln auf den Atem wie er gerade ist – während der Behandlung ist es das Sammeln unter die Hände der Behandlerin – , erweitert sich unsere Fähigkeit zu empfinden und umgekehrt führt ein gesteigertes Empfindungsbewusstsein zu einer umfassenderen Atemerfahrung. Sammeln, Empfinden, Atmen – diese drei gehören zusammen und sie lassen uns mit wachem Blick die Gegenwart betrachten und gestalten.