In dieser Ausnahmezeit können wir Dinge tun, für die wir uns normalerweise keine Zeit nehmen. Ich setze mich jetzt manchmal hin – wenn das Wetter es zulässt auch bei offenem Fenster – und nehme Geräusche wahr.
· Ein Auto fährt aus der Garage – Ein Hund bellt – Ein Handy klingelt – Jemand spricht – in meiner Küche springt der Kühlschrank an – eine Zeitung raschelt – ein Mensch hustet auf der Straße – ein Fahrrad huscht vorbei – Vogelgezwitscher – gurrende Tauben – ein Klopfen, jemand hämmert – Schritte auf dem Asphalt – ein Wagen parkt ein, dann wieder Stille
So sammele ich eine Zeit lang Geräusche um mich herum, ohne sie festzuhalten, ohne sie einzuteilen in schön oder unangenehm, gut oder schlecht. Während ich so dasitze, bemerke ich, dass mein Brustkorb sich weitet und ihm ein kleiner Seufzer entweicht. Meine Körperwände weiten sich beim Einatmen und schwingen beim Ausatmen zurück. Das ist die Atembewegung. Ich nehme interessiert Anteil an dieser Bewegung und merke, dass sich die Achselhöhlen anschließen: sie öffnen sich beim Einatmen, bewirken ein leichtes Anheben der Ellenbogen, welche sich beim Ausatmen wieder an den Körper anlegen.
Das ist erstaunlich, was da passiert, ganz von selbst. Die Öffnung erfolgt über die Wahrnehmung von Sinneseindrücken. Sie verbinden mich mit meinem Atem und machen mich weit. Das Gegenteil passiert bei der Angst: Ich verschließe mich den Sinnen, werde eng. Der eilig hochgezogene Einatem schwingt nicht zurück, sondern bleibt hinter dem Brustbein hängen.
Deshalb ist diese Übung so geeignet für die jetzige Zeit. Wenn Sie es einmal ausprobieren möchten, achten Sie darauf, frei von Gefühlen und Wertungen wahrzunehmen. Also nicht ‚Das ist dieser Nachbar, der die Autotür immer so laut zuschlägt’ oder ‚Die Tauben sind aber ganz schön laut heute’, sondern nur „Autotür“ … „Tauben“ usw.
· Ich streiche mit den Fingern über die Haut meiner Hände – Ich nehme eine Zitrone in die Hand und ertaste die Beschaffenheit ihrer Schale
· Die leichte Bewegung der Gardine im Luftzug – die feine Verästelung der Baumkrone vor dem blauen Himmel – der Flug der Schwalben in der Luft – das zarte Grün und Gelb an einer Baumwurzel