Sympathikus und Parasympathikus wieder in Balance
Zwar steht die Erforschung von Long Covid erst am Anfang und Diagnosen sind schwierig, weil die Symptome vielfältig und schlecht abgrenzbar sind, doch in fast allen Fällen ist es die immens große Erschöpfung, welche die Betroffenen in einen körperlichen Ausnahmezustand versetzt. Es wird vermutet, dass die Erschöpfung und die mit ihr verbundenen Symptome die Folge der durch das Virus ausgelösten entzündlichen Prozesse ist. Der Körper hat seine Immunabwehr bis zum Äußersten gesteigert und die Entzündung erfolgreich bekämpft, doch der veränderte Aktivitätszustand des Immunsystems hält an und versetzt den Körper in einen andauernden Alarmzustand. Ein Patient beschreibt es so: „Es fühlt sich an, als stünde man durchgehend unter Strom und könne den Schalter nicht finden, um den Strom abzuschalten.“[1]
Dieses „unter Strom stehen“ weist auf eine Überbeanspruchung des Sympathikus hin, also des Teils des vegetativen Nervensystems, der uns bei Stress zu Hochleistungen befähigt und nicht zur Ruhe kommen lässt. In der Atemtherapie wird sein Gegenspieler, der Parasympathikus, gefördert und das vegetative Nervensystem in Balance gebracht. Sanfte Bewegungen, Übungen zur Atemwahrnehmung oder eine fachkundige Behandlung auf der Liege helfen den Betroffenen zur Ruhe zu kommen und sich im eigenen Maß und ohne Überforderung zu regenerieren.
Die Atemtherapie für von Long Covid Betroffene wird als Einzeltherapie und in Gruppen angeboten. Eine Finanzierung über private Krankenkassen ist möglich, muss aber im Einzelfall geprüft werden.
[1] Zitiert nach „Von 100 auf NULL. Jung und schwer krank durch Corona“ ZDF Frontal 21 vom 30.3.2021