Meine Schwester schickte mir einmal einen Text über ‚Imbolc’. Schon einmal gehört? Es heißt „im Schoß“ und beschreibt den Zustand der Natur im Februar, während dessen Wachstum schon im Gange ist, jedoch zum größten Teil in der Erde und für die Betrachterin nicht sichtbar. Pflanzen sammeln ihre Kräfte im Schutz ihrer noch gänzlich verschlossenen Knospen. Mit dem Lichtfest am 2. Februar endet nach keltischer Zeitrechnung die düstere Jahreszeit und es beginnt die helle Jahreshälfte. Es ist die Schneeglöckchenzeit, die ersten Frühlingsboten zeigen sich, hin und weder zwitschert ein Vogel.
Wie kann diese Zeit für uns bedeutungsvoll werden? Sie kann eine Zeit des fruchtbaren Wartens sein: Vieles ist noch im Ungewissen, doch wir bewegen es im Innern, beobachten, was geschieht, schaffen Möglichkeiten der Entfaltung und lauschen in die Stille hinein. Es ist nicht die Zeit, etwas zu entscheiden, sondern die Zeit des Sondierens, Sortierens und Nachdenkens. Mit anderen Worten: Die Zeit des „noch nicht“. Noch nicht reagieren, noch keine Meinung haben, noch nicht wissen, noch nicht darüber sprechen, noch nicht engagieren, noch nicht verausgaben, … . Die Liste lässt sich endlos verlängern. Schreiben Sie doch mit daran!
Schauen wir auf die Gesetzmäßigkeiten des Erfahrbaren Atems. Auch im Erfahrbaren Atem gibt es diese Qualität des Wartens. In unserem eigenen Rhythmus erfahren wir die Ruhe nach dem Ausatem, das gesammelte Anwesendsein bevor der nächste Einatem kommt. Diese Ruhe ist sehr kostbar. Sie ist kein Dösen, sie ist nicht gleichbedeutend mit Entspannung. Es ist eine wache, aktive Ruhe, in der wir uns zum nächsten Atemzug hin bewegen, Impulse, Ideen aufnehmen und dem näher kommen, was wir im Leben wollen.