
Erfahrbarer Atem
Unser Atem ist so umfassend wie das Leben selbst.
Wir halten den Atem vor Aufregung an. Wir atmen noch einmal tief durch, bevor wir uns in eine Stresssituation begeben. Und wir atmen auf, wenn eine große Anspannung nachlässt. Zu jeder Zeit findet Atembewegung statt. Aber nur in bestimmten Situationen erleben wir sie auch völlig bewusst. Jede Aufregung, jede Unruhe und jedes angenehme Gefühl bewirkt eine Veränderung des Atems. Er schwingt oder fließt, strömt oder stockt. Beim Üben mit dem Erfahrbaren Atem machen wir uns die Atembewegung bewusst und für unsere Lebensgestaltung zunutze. Denn genauso wie Stress, Aufregung oder Freude auf den Atem wirken, so kann auch die Erfahrung der Atembewegung unsere Wahrnehmung solcher Phänomene verändern – und so auch den Umgang damit in Alltagsituationen.
Hintergrund
Prof. Ilse Middendorf (1910 – 2007) war ursprünglich Gymnastiklehrerin und ist im Laufe ihrer Laufbahn auf die Bedeutung des Atems für den Menschen gestoßen. Sie wollte den Atem nicht mehr zur Unterstützung sportlicher Bewegung einsetzen, sondern ihn als etwas Eigenständiges mit spezifischen Gesetzmäßigkeiten und individuell unterschiedlichem Rhythmus entwickeln. Daraus entwickelte sie eine Atemlehre, den „Erfahrbaren Atem“, der seit den 60-er Jahren an eigenen Instituten in Deutschland, der Schweiz und den USA gelehrt wurde.